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Weitere Gedenkstätten und erinnerungskulturelle Einrichtungen in Sachsen

Die erinnerungskulturelle Landschaft Sachsens ist äußerst vielfältig und entwickelt sich immer weiter.

Viele Vereine und Initiativen, aber auch einzelne Städte betreiben Gedenkstätten, die sich mit den Verfolgungskontexten der Diktaturen des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen auseinandersetzen. Sie werden von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gefördert.

Darüber hinaus gibt es Aufarbeitungseinrichtungen, die fachliche Beratung, Vernetzungsangebote und Kooperationsmöglichkeiten anbieten.

Hier werden euch einige dieser Erinnerungsorte vorgestellt. Besucht auch diese Einrichtungen oder nehmt Kontakt auf, wenn ihr Unterstützung für euer Geschichtsprojekt braucht oder wissen wollt, ob es in eurer Nähe noch weitere Menschen gibt, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen.

Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden

Auf der Bautzner Straße in Dresden befand sich während der SED-Diktatur die Zentrale der DDR-Staatssicherheit des Bezirks Dresden. Die Geheimdienstzentrale war auch ein Ort der politischen Verfolgung und Haft. Die heute dort ansässige Gedenkstätte erforscht die Geschichte des historischen Areals. Sie untersucht Ursachen, Strukturen, Methoden und Folgen kommunistischer Diktaturen und die ihnen zugrundeliegenden Ideologien. Ausstellungen zeigen die Geschichte des Verfolgungsortes auf. Ihr könnt euch die einstigen Gefängniszellen, Gefangenentransporter und Verhörzimmer anschauen.

Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

In dieser Gedenkstätte findet ihr viele Informationen zur Geschichte der Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs in Leipzig. Am Standort der HASAG, dem ehemals größten Rüstungsbetrieb Sachsens, erinnert sie exemplarisch an den Arbeitseinsatz tausender ziviler Zwangsarbeiter* innen, Kriegsgefangener und KZ-Häftlinge während des Zweiten Weltkriegs im städtischen Raum. Sie erzählt die Geschichten derjenigen, die zur Arbeit gezwungen wurden, und beleuchtet die Bedingungen, unter denen sie lebten. Die Gedenkstätte bietet Ausstellungen und Informationen zu diesem lange Zeit vergessenen Teil der deutschen Geschichte.

Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Diese Gedenkstätte erinnert an die düstere Geschichte des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau, wo Jugendliche während der DDR-Zeit unter Zwang „umerzogen“ werden sollten. Der Ort sah mit seinen hohen Mauern, den Wachtürmen, den Diensthunden und den vergitterten Fenstern auf den ersten Blick aus wie ein Gefängnis. In der Ausstellung der Gedenkstätte erfahrt ihr viel über die Lebensbedingungen, die Schicksale der Jugendlichen und die Methoden der „Umerziehung“. Ihr könnt hier die eindrucksvollen Ausstellungen erkunden und Einblicke in dieses traurige Kapitel der deutschen Geschichte gewinnen.

Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig

Die „Runde Ecke“ war während der SED-Diktatur der Sitz des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), des DDR-Geheimdienstes „Stasi“ im Bezirk Leipzig. Heute beherbergt sie ein Museum, das die Arbeitsweise der Stasi und die Überwachung der Bürger während der DDR-Zeit dokumentiert. Versteckte Überwachungstechnik, gefälschte Stempel, Kennzeichen und Pässe, Geräte zum geheimen Öffnen von Briefen, eine Maskierungswerkstatt und Geruchskonserven – ihr könnt in der Ausstellung die ehemaligen Büros der Geheimdienstoffiziere anschauen und euch über die Funktion, Arbeitsweisen und Geschichte der Stasi informieren.

Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis

Das Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz war während der SED-Diktatur ebenfalls ein Ort, an dem politische Gefangene inhaftiert waren. Es war eine Untersuchungshaftanstalt des DDR-Geheimdienstes Stasi. Vor allem aber erinnert dieser Ort an die Geschichte der für den so genannten Freikauf bestimmten politischen Gefangenen. Die Bundesrepublik Deutschland kaufte über 33.000 politische Häftlinge aus den Gefängnissen der DDR frei. Rund 90 Prozent von ihnen gelangten über das Kaßberg-Gefängnis als letzte Haftstation in die Freiheit. Der Lern- und Gedenkort erzählt die Geschichte des Gefängnisses und des Gefangenenfreikaufs als einen in Deutschland und Europa einmaligen Vorgang. Neben den Ausstellungen könnt ihr in rekonstruierten Zellen die Haftbedingungen während dieser Zeit anschauen.

Gedenkstätte Frauenhaftanstalt Hoheneck

Die Gedenkstätte auf der Burg Hoheneck wird derzeit von der Stadt Stollberg aufgebaut. Dort befand sich während der SED-Diktatur das größte Frauengefängnis der DDR. Tausende Frauen wurden dort aus politischen Gründen inhaftiert. Viele von ihnen leben noch und stehen als Zeitzeuginnen für Gespräche zur Verfügung. Die Gedenkstätte wird künftig ihre Verfolgungsgeschichten erzählen. Die Frauen waren unter oft unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. In der zukünftigen Ausstellung könnt ihr zahlreiche Erinnerungsstücke dieser Haftgeschichten betrachten und die Lebenswege der verfolgten Frauen anhand biografischer Schilderungen kennenlernen.

Gedenkstätte KZ Sachsenburg

Auch diese Gedenkstätte wird derzeit aufgebaut. Sie befindet sich am historischen Ort des frühen Konzentrationslagers Sachsenburg bei der Stadt Frankenberg. Dass dieser Ort dem Vergessen entrissen wurde, ist vor allem Menschen zu verdanken, die sich, auch zusammen mit Jugendlichen, jahrzehntelang in ehrenamtlichem Engagement dafür einsetzten, dort eine Gedenkstätte einzurichten. Das frühe Konzentrationslager Sachsenburg war eines der ersten seiner Art in Deutschland und bis 1937 das größte in Sachsen. Es wurde wenige Wochen nach der Abschaffung der demokratischen Weimarer Republik von den Nationalsozialisten in einer alten Fabrik eingerichtet, um politische Gegner sowie Juden, Zeugen Jehovas und Pfarrer einzusperren. Die Männer wurden dort zum Teil schwer misshandelt. Schon jetzt könnt ihr euch am historischen Ort im Außenbereich auf Spurensuche begeben. Lauft den Pfad der Erinnerung entlang und lernt an mehreren Stationen die Geschichte des Konzentrationslagers kennen.

Archiv Bürgerbewegung Leipzig

Das Archiv sammelt die hinterlassenen Selbstzeugnisse von Menschen, die in der DDR-Opposition aktiv waren oder Widerstand gegen die Diktatur leisteten. Das Archiv bewahrt Dokumente, Fotografien, Akten, Ton- und Videoaufnahmen und viele weitere Quellen zur DDR-Bürgerrechtsbewegung und der in den Jahren 1989/90 entstandenen Initiativen und Parteien. Wenn ihr euch zu diesen Themen oder mit der Geschichte der DDR-Umweltschutzbewegung, der Friedlichen Revolution oder der so genannten Transformationszeit beschäftigt, dann findet ihr im Archiv Bürgerbewegung viele Informationen sowie Ansprechpartner* innen, die euch unterstützen.

Umweltbibliothek Großhennersdorf

Umweltbibliotheken spielten in der DDR eine wichtige Rolle in der oppositionellen Bewegung gegen die sozialistische Regierung. Sie wurden in den 1980er Jahren gegründet, um Informationen über Umweltverschmutzung, Gesundheitsgefahren und andere Umweltaspekte zu sammeln und bereitzustellen. Die Umweltbibliothek in Großhennersdorf, einer kleinen Gemeinde bei Zittau, war eine der bekanntesten und aktivsten dieser Bibliotheken. Sie ist heute als Erinnerungsort tätig, an dem ihr euch anhand der umfangreichen Sammlung von Dokumenten und Materialien über diese Themen informieren könnt.

Martin-Luther-King-Zentrum Werdau

Das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage in Werdau widmet sich dem Erbe von Martin Luther King und fördert die Auseinandersetzung mit Bürgerrechtsfragen. Gegründet wurde diese erinnerungskulturelle Einrichtung 1998 von Vertreterinnen und Vertretern der Friedensbewegung und der Konfliktforschung aus Ost- und Westdeutschland sowie von engagierten Jugendlichen vor Ort. Hier könnt ihr euch anhand einer Ausstellung und einer umfangreichen Sammlung zur Geschichte der Bürgerrechtsbewegungen informieren.

Sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG)

Die sLAG ist ein Netzwerk von Vereinen, Verbänden, Initiativen, Geschichtswerkstätten, Projekten und Einzelpersonen, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus in ganz Sachsen auseinandersetzen. Sie vernetzt, berät und unterstützt insbesondere die auf ehrenamtlicher Basis engagierten Menschen. Sie bietet auch selbst Workshops und Veranstaltungen an und präsentiert Wanderausstellungen. Das Ziel der sLAG ist, die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen zu stärken und damit populistischen und rassistischen Positionen in der Gesellschaft entgegenzutreten. Wendet euch an die sLAG, wenn ihr Kontakte zu in der Erinnerungskultur aktiven Menschen in eurer Region sucht.

Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (LASD)

Dieder Sächsische Landesbeauftragte hat die Aufgabe, die Aufarbeitung und Erforschung der Geschichte der SED-Diktatur in Sachsen zu fördern und zu koordinieren. Dieder LASD unterstützt Forschungsvorhaben und Bildungsprojekte zur DDR-Geschichte. Euch kann dieder LASD viel Unterstützung bieten: Lasst euch zu euren Projektideen, die mit der Geschichte der DDR zu tun haben, fachlich beraten. Wenn ihr in eurer Region nach engagierten Personen in der Erinnerungskultur sucht, kann sieer euch Kontakte vermitteln. Die*der LASD kann Projekte, Veranstaltungen oder Publikationen auch finanziell fördern.